Probebetrieb Waldstraße - Fragen und Antworten
Seit Sommer 2023 ist ein Radfahrstreifen im Probebetrieb auf der Waldstraße eingerichtet. Diese Übersicht liefert Antworten zu häufig gestellten Fragen.
Auf dieser Seite
- Was ist das Projekt Probebetrieb Waldstraße?
- Wann wurde es begonnen?
- Welche Kosten entstehen und wer trägt diese?
- Wie sieht die Verkehrsführung aus?
- Warum wurde die Waldstraße gewählt?
- Warum kommt der Probebetrieb jetzt?
- Was ist mit den Fahrradstraßen, die parallel zur Waldstraße angelegt worden sind?
- Warum ein Probebetrieb?
- Wie wird der Probebetrieb ausgewertet?
- Wie viele Radfahrende nutzen die Waldstraße?
- Wie werden die Bürgerinnen und Bürger in die Evaluationen mit einbezogen?
- Wenn die Markierung verbleicht, wird hier noch einmal nachgebessert und wenn ja wann?
- Warum werden für mehr Sicherheit und eine größere Akzeptanz des Radfahrstreifens keine festen Hindernisse wie Protected Bike Lanes installiert?
- Warum wird der Radverkehr nicht ganz nach rechts auf den Parkstreifen verlagert und das Parken wandert in die Mitte links des Radfahrstreifens? Dieser Fahrstreifen kann doch dann auch von Bussen genutzt werden.
- Gibt es Zahlen und Daten zur Evaluation im Februar 2024?
- Wie sehen die neuen Markierungen aus und wann werden sie umgesetzt?
- Ausblick, wie soll es weitergehen?
Was ist das Projekt Probebetrieb Waldstraße?
In einem einjährigen Probebetrieb werden auf einem Abschnitt der Waldstraße Radfahrstreifen eingerichtet. Der Abschnitt für den Probebetrieb erstreckt sich über ca. 950 Meter in beiden Fahrtrichtungen vom Hessenring / Friedrichsring bis zur Bleichstraße. In jede Richtung wird damit einer der bisherigen zwei Fahrstreifen für den Radverkehr umgestaltet. Auch Busse dürfen den Radfahrstreifen nachrangig mitbenutzen. Der motorisierte Verkehr behält in beide Richtungen einen Fahrstreifen, es gilt weiterhin Tempo 50, außer vor der Albert-Schweitzer-Schule. In beiden Richtungen bleiben sämtliche Parkplätze erhalten. Dieses Vorhaben ist Teil des Maßnahmenkatalogs, den die Stadtverordneten zum Ausbau der Fahrradinfrastruktur beschlossen haben.
Wann wurde es begonnen?
Der Probebetrieb startete im Sommer 2023.
Welche Kosten entstehen und wer trägt diese?
Die Kosten liegen derzeit bei ca. 95.000 Euro für Markierungsarbeiten, Beschilderung und Evaluation und werden von der Stadt Offenbach im Rahmen der Radverkehrsförderung getragen.
Wie sieht die Verkehrsführung aus?
Auf der Waldstraße ändert sich die Verkehrsführung insofern, dass in beiden Fahrtrichtungen jeweils ein eigener Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr und ein eigener Fahrstreifen für den Radverkehr zur Verfügung steht. Der Busverkehr darf beide Fahrstreifen nutzen. Auf dem Radfahrstreifen haben Fahrräder aber gegenüber dem Bus Vorrang. Es gilt unverändert die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h. Einzig im Bereich der Albert-Schweitzer-Schule wurde unabhängig vom Probebetrieb eine Tempobeschränkung auf 30 km/h zum Schutz der Schülerinnen und Schüler von montags bis freitags in der Zeit zwischen 07:00 Uhr und 20:00 Uhr eingerichtet. Sämtliche Parkplätze bleiben wie gewohnt in beiden Richtungen erhalten. Für Fußgängerinnen und Fußgänger ändert sich nichts. Die Fahrstreifen sind auf der Waldstraße gelb markiert, da es sich zunächst um einen Probebetrieb handelt.
Warum wurde die Waldstraße gewählt?
Die Waldstraße ist Teil der Hauptverkehrslinien in Offenbach, die aus allen Himmelsrichtungen in die Offenbacher Innenstadt führen. Mit den Radfahrstreifen auf der Waldstraße wird eine Lücke im Offenbacher Radverkehrsnetz geschlossen. Radfahrende erwarten, dass sie wie Autofahrende vom Norden in den Süden sicher und zügig ohne Umwege zu ihren Zielen kommen. Die Dimensionierung der Waldstraße könnte geeignet sein, eine schnelle Radverkehrsverbindung zu ermöglichen ohne spürbare Nachteile für den Autoverkehr. An der Waldstraße sind einige Industriebetriebe wie MAN Roland, Schuh-Hassia oder auch die große Hauptpost mit starkem Lkw-Verkehr nicht mehr aktiv. Die damalige Durchgangsfunktion der heute innerörtlichen Waldstraße ist entfallen. Im Gebiet rund um die Waldstraße sind viele Wohnungen entstanden, deren Anwohnerinnen und Anwohner sich Aufenthaltsqualität, Kitas, Schulen, Sicherheit und Luftqualität wünschen.
Warum kommt der Probebetrieb jetzt?
Der Probebetrieb wurde eingerichtet, nachdem die Stadtverordneten im März 2023 diesem Projekt zugestimmt haben.
Was ist mit den Fahrradstraßen, die parallel zur Waldstraße angelegt worden sind?
Um den Radverkehr als gleichwertige Verkehrsart im Mobilitätsalltag zu verankern, sind durchgängige und sicher zu befahrende Radverbindungen unerlässlich. Ziel ist ein durchgängiges Radverkehrsnetz. Die in den vergangenen Jahren geschaffenen Fahrradstraßen und neuen Fahrradwege in und um Offenbach herum sind große Erfolge. Abhängig von der Lage dienen sie der Feinerschließung des Quartiers oder wurden als Lückenschluss angelegt. Um die Mobilität in der wachsenden Stadt Offenbach sicher zu machen, verfolgt die Stadt das Ziel, ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden zu schaffen.
Warum ein Probebetrieb?
Die Einrichtung der Radfahrstreifen auf der Waldstraße erfolgt als Probebetrieb über ein Jahr hinweg. Zunächst werden die verkehrlichen Auswirkungen in der Praxis beobachtet und evaluiert. Zudem ermöglicht ein Probebetrieb, Erkenntnisse zu gewinnen und damit gegebenenfalls Nachbesserungen vorzunehmen. So können Lösungen für eine gut nutzbare Radinfrastruktur gefunden werden. Dadurch wird auch die Akzeptanz der Verkehrsteilnehmenden erhöht. Zusätzlich wurde ein besonderes Augenmerk auf Abbiegebeziehungen und Verdrängungsverkehre in Nebenstraßen gelegt. Hierzu werden die Zahlen vor der Einrichtung mit denen aus der Phase des einjährigen Probebetriebs verglichen. Danach wird entschieden werden, ob diese Lösung dauerhaft bleiben wird und ob gegebenenfalls bauliche Maßnahmen notwendig sind. Die gewonnenen Erkenntnisse werden zudem im Rahmen der Erstellung des Radverkehrskonzepts für Offenbach genutzt.
Wie wird der Probebetrieb ausgewertet?
Es erfolgt eine Evaluation durch das Amt für Moblität in Kooperation mit dem Lehrstuhl von Professor Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt. Follmann ist seit 2001 Professor an der Hochschule Darmstadt mit den Schwerpunkten Verkehrsplanung, Verkehrstechnik und Verkehrssicherheit. Seit 2017 leitet er den Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen als Dekan. Follmann kann auf eine umfassende Expertise aus realisierten Projekten verweisen, in denen neue Wege im Verkehrswesen eingeschlagen wurden. Ein von der Stadt beauftragtes Ingenieurbüro hatte bereits eine Voruntersuchung in Form von Verkehrszählungen und Geschwindigkeitsmessungen an der Waldstraße vorgenommen.
Wie viele Radfahrende nutzen die Waldstraße?
An einem Werktag Mitte September 2023 wurden gemäß den Empfehlungen für Verkehrserhebungen (EVE 2012) Verkehrszählungen durchgeführt.
Bei der Erhebung wurden am Knotenpunkt Waldstraße/Friedensstraße exemplarisch folgende Werte erhoben:
Morgenspitze - Fahrtrichtung Süden:
13 Radfahrende (07:30 – 08:30 Uhr)
Abendspitze - Fahrtrichtung Süden:
30 Radfahrende (16:15 – 17:15 Uhr)
Morgenspitze - Fahrtrichtung Norden:
24 Radfahrende (09:15 – 10:15 Uhr)
Abendspitze - Fahrtrichtung Norden:
21 Radfahrende (16:45 – 17:45 Uhr).
Über den Tagesverlauf (6 - 20 Uhr) wurden insgesamt an diesem Querschnitt 384 Radfahrende erfasst.
Wie werden die Bürgerinnen und Bürger in die Evaluationen mit einbezogen?
Hinweise und Erfahrungsberichte können dem Amt für Mobilität gemeldet werden und fließen in die Evaluationen ein. Bürgerinnen und Bürger können sich per E-Mail an das Referat Verkehrsplanung im Amt für Mobilität wenden: verkehrsplanungoffenbachde.
Zur Umsetzung von Projekten der Radinfrastruktur gab es bereits in 2023 einen Informations- und Austauschangebot. Zuletzt startete das Einrollen ist für den 20. April 2024 beim Rathauspavillon.
Wenn die Markierung verbleicht, wird hier noch einmal nachgebessert und wenn ja wann?
Die Markierungen wurden als Gelb-Markierung aufgebracht, um Anpassungen vornehmen zu können, die durch Erkenntnisse aus dem Probebetrieb erworben werden. Die temporäre Änderung zu verdeutlicht zudem die zeitlich begrenzte veränderte Verkehrsführung (analog Baustellen). Nachmarkierungen, Neumarkierungen und weitere Sicherungsmaßnahmen sind Bestandteil des zweiten Teils der Probemaßnahme und gegebenenfalls einer Verstetigung der Maßnahme. Nach der kalten und sehr nassen Witterung in den Wintermonaten konnte erst ab dem 19. März die Nachmarkierung erfolgen.
Warum werden für mehr Sicherheit und eine größere Akzeptanz des Radfahrstreifens keine festen Hindernisse wie Protected Bike Lanes installiert?
Die Stadt Offenbach hat sich dazu entschieden, dass im öffentlichen Straßenraum weiterhin geparkt werden kann. Das würde mit einer Protected Bike Lane an der Waldstraße nicht mehr möglich sein, weil die Autos dann nicht mehr auf die Straße wechseln könnten. Die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer wird durch Nachmarkierungen und Neumarkierungen sowie weitere Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden. Ein Wechsel der Busse vom Radfahrstreifen auf den Kfz-Fahrstreifen wäre dann nicht mehr möglich. Auch für Rettungsdienste kann es schwerer werden: Die Feuerwehrfahrzeuge kommen zwar über die Protected Bike Lanes, aber für die gesamte Technik wird es schwieriger. Die baulichen Elemente, die der Abtrennung des Radfahrstreifens vom KfZ-Verkehr dienen sollen, werden von Fahrzeugen der Rettungskräfte auch häufig beschädigt, was teils hohe Unterhaltskosten mit sich bringt.
Warum wird der Radverkehr nicht ganz nach rechts auf den Parkstreifen verlagert und das Parken wandert in die Mitte links des Radfahrstreifens? Dieser Fahrstreifen kann doch dann auch von Bussen genutzt werden.
Das würde dazu führen, dass der Bus praktisch ganz rechts „gefangen“ ist, wenn er den Radfahrstreifen befährt (was eine Kann-Regel ist). Er kann im Zweifel, wenn es hinter einem Fahrrad einmal länger dauert, nicht einfach auf den Kfz-Streifen ausweichen. Auch Radfahrende hätten Probleme: sie möchten auch einmal links abbiegen, was dann erschwert möglich ist. Hinzu kommt das Beifahrerproblem: Die Beifahrenden der Autos steigen, wenn das Auto eingeparkt wurde, auf der Seite des Radfahrstreifens aus und übersehen leicht den Rad- oder Busverkehr oder müssen lange warten, bis sie queren können.
Gibt es Zahlen und Daten zur Evaluation im Februar 2024?
Im September 2023 wurden folgende Daten erhoben:
Per Videoerhebung am 13.09.2023 an der Kreuzung Waldstraße und Friedensstraße (Knotenpunkt KP 1) ermittelte die Messung die Verkehrsstärken für die Fahrtrichtung nach Süden und Norden sowie am 14.09.2023 an der Kreuzung Waldstraße und Bismarckstraße (Knotenpunkt KP 2) auch die Verkehrsstärken für die Fahrtrichtung nach Süden (gerundete Angaben). Die Zählung erfolgte an beiden Tagen zwischen 6 und 20 Uhr.
- KP 1 Fahrtrichtung Süden:
185 Fahrräder (davon 130 Geradeaus, 40 Rechtsabbieger, 15 Linksabbieger), 235 Linienbusse Geradeaus, 6.260 Pkw (davon 5.060 Geradeaus, 940 Linksabbieger, 260 Rechtsabbieger). - KP 1 Fahrtrichtung Norden:
205 Fahrräder (davon 195 Geradeaus, 5 Rechtsabbieger, 5 Linksabbieger), 260 Linienbusse Geradeaus, 5.720 Pkw (davon 5.040 Geradeaus, 450 Linksabbieger, 230 Rechtsabbieger). - KP 2:
160 Fahrräder (davon 90 Geradeaus, 70 Rechtsabbieger), 325 Linienbusse (davon 205 Geradeaus, 120 Rechtsabbieger), 2.860 Pkw (davon 2.530 Geradeaus, 330 Rechtsabbieger).
Weitere Zählungen sind geplant. Die Ergebnisse werden mit dem Abschlussbericht im Sommer 2024 vorgestellt.
Wie sehen die neuen Markierungen aus und wann werden sie umgesetzt?
Die neuen Markierungen wurden Mitte März 2024 angebracht.
Voraussetzung für das Anbringen der neuen Markierung war, dass es trocken und die Außentemperatur über 10 Grad lag. Das war lange Zeit nicht der Fall. Die Markierungen konnten im März angebracht werden.
Es handelt sich um eine Ausbesserung der bestehenden Markierungen, die blauen Radfahr-Piktogramme werden mit zwei Metern Durchmesser doppelt so groß wie bisher und zusätzlich werden an wichtigen Stellen rote Markierungen angebracht, wie sie häufig für Radstreifen zum Einsatz kommen.
Die neuen Markierungen sehen so aus:
Ausblick, wie soll es weitergehen?
Aufbauend auf den Ergebnissen der Evaluation wird in der zweiten Jahreshälfte eine Entscheidung getroffen, ob der Radfahrstreifen dauerhaft bereit gestellt wird.
Für eine erfolgreiche Verstetigung des Projekts wäre aus Sicht der Hochschule Darmstadt eine Verlängerung der Strecke sinnvoll, damit über ein durchgängig gutes Angebot eine Netzwirkung entsteht und die Motivation für mehr Fahrten mit dem Fahrrad in der wichtigen Beziehung zu den einwohnerstarken Stadtteilen und das Kreisgebiet gesteigert wird.